Gut besucht war am Dienstag die Info-Veranstaltung zum Ausbau der Rheintalbahn und zur geplanten Güterzugtrasse entlang der Autobahn. In der Sulzberghalle war es die dritte und vorerst letzte Präsentation der Deutschen Bahn zu der geplanten Großbaustelle zwischen dem bereits beschlossenen Güterzugtunnel in Offenburg und Kenzingen. Die Besucherinnen und Besucher nutzten intensiv das Angebot, mit den Bahn-Experten auch Detailfragen zu erörtern. Manche hatten zuvor bereits die Info-Tage in Kenzingen und in der Sternenberghalle in Friesenheim besucht.

Das GroßprojektRund 300 Züge – Nah-, Fern- und Güterverkehr – nutzen täglich die rund 200 Kilometer lange Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel, vor mehr als 170 Jahren gebaut und wichtiger Bestandteil des europäischen Güterkorridors von Rotterdam (Niederlande) nach Genua (Italien). Ein Neubau sei unverzichtbar, sagte Bahn-Experte Christoph Klenert. Das Ziel sei klar: „Wir wollen mehr Züge aufs Gleis bringen. Wir wollen mehr Menschen in die Züge bringen. Und wir wollen pünktlicher sein.“ Das sei nur mit einem riesigen Neu- und Ausbauprojekt zu stemmen.

Anderswo ist die Strecke bereits seit Jahren ausgebaut, etwa zwischen Rastatt-Süd und Offenburg oder zwischen Schliengen und Eimeldingen im Markgräflerland. Der Güterzugtunnel am Westrand der Stadt Offenburg ist beschlossene Sache. Seit vielen Jahren ist vom dritten und vierten Gleis die Rede: Auch die sind längst beschlossen, sie werden östlich der Autobahn verlegt. Man spricht hier von der Autobahnparallelen: Diese soll vor allem Güterzüge aufnehmen, um sie von den Siedlungen fernzuhalten. Nur noch Güterzüge, deren Ausgangspunkt oder Ziel die Region ist, sollen eines Tages die Rheintalbahn befahren. Die Raststätte Mahlberg bleibt.

Längst noch nicht allen Menschen scheint klar zu sein, dass es bei dem kommenden Bahn-Großprojekt zwischen Tunnel und Kenzingen nicht nur um diese Neubaustrecke geht, sondern dass auch die bestehende Rheintalbahn mächtig aufgemöbelt wird: Hier spricht man allgemein von der Ausbaustrecke. Auf dieser sollen einmal Personenzüge mit bis zu 250 Stundenkilometern dahinbrausen. Bislang sind es höchstens 160 Sachen, so Projektabschnittsleiter Sven Adam. Der Ausbau soll die Reisezeit zwischen Basel und Karlsruhe um bis zu 20 Minuten reduzieren. Teilweise bekommt die Rheintalbahn weitere Gleise, etwa bei den Bahnhöfen Friesenheim und Lahr oder zwischen Orschweier und Kenzingen. Dadurch, so Adam, könne ein schneller Fernreisezug den Nahverkehr überholen, ohne dass er auf die Bremse treten muss. Dies ermögliche bessere Betriebsabläufe wie auch ein besseres Angebot im Nahverkehr.

Lahrs Baubürgermeister Tilman Petters sprach von einem „fast historischen Moment“. Eine sehr gute Bahn-Infrastruktur sei für den Wohlstand in der Ortenau unerlässlich, das gelte erst recht für den Ausbau des öffentlichen Schienennahverkehrs in und um Lahr, auch in Richtung Freiburg und Straßburg.
Begonnen wird mit den Bauarbeiten an der Autobahnparallelen. Die Bahn geht von einem Auftakt 2029 aus, die Arbeiten sollen 2035 abgeschlossen sein. Zur Reduzierung der Bauzeit werde an mehreren Abschnitten gleichzeitig gebaut.

Direkt danach (2036) soll die Ertüchtigung der Rheintalbahn starten. Einige Straßenüberführungen sollen bereits mit den Arbeiten an der Neubaustrecke erneuert werden. Für die Arbeiten an der Rheintalbahn soll diese komplett gesperrt werden: Zwischen 2036 und 2041 soll der Fern- und Güterverkehr auf der Neubaustrecke unterwegs sein und der Nahverkehr zwischen Offenburg und Riegel mit Bussen abgewickelt werden. Die Alternative – Bauen unter Teilbetrieb – wird von der Bahn nicht favorisiert: Die Bauzeit wäre doppelt so lang. 2041 – also nach zwölf Jahren – sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Die Kosten für den Abschnitt Hohberg-Kenzingen sollen mindestens 3,6 Milliarden Euro betragen.

An der Ausbaustrecke werden auf zwölf Kilometern Länge drei bis vier Meter hohe Schallschutzwände errichtet, entlang der Neubaustrecke und der A5 auf einer Gesamtlänge von 50 Kilometern. Weitere Lärmreduktion sollen sogenannte Schienenstegdämpfer bringen, die die Schwingungen an den Schienen dämpfen.