Friedrich Burghardt, verantwortlich für das Wildtiermanagement im Nationalpark Schwarzwald (NLP SW) hielt auf Einladung des BUND-Renchtal einen Vortrag zum Thema „Wolf und Luchs im Schwarzwald“. Hinter den Untertitel „Umdenken statt Umbringen“ setzte er ein dickes Fragezeichen. In der Folge differenzierte er unter verschiedenen Aspekten.

Burghardt betonte, Wildtiermanagement sei ein dynamischer Prozess, bei dem es gelte, offen und flexibel zu bleiben. Seit 2015 seien bisher insgesamt 18 Wölfe in Baden-Württemberg (BW) nachgewiesen, davon nur eine Fähe, also ein weibliches Tier. Der Erstnachweis im NLP SW sei 2018 erfolgt. Damit ging der Referent zunächst auf die Situation im Nationalpark ein. Hier stehe in der Kernzone der Prozessschutz im Vordergrund, also die Natur Natur sein zu lassen.

Oder wie es im Schweizer Nationalpark heißt: "Kein Schuss, keine Axt, kein Vieh, kein Zaun". Im Schwarzwald werde jedoch derzeit noch auf etwa 50 Prozent der Gesamtfläche gejagt. Und das, obwohl nachweislich der hiesige Nationalpark die geringste Huftierdichte, und damit auch Rotwilddichte aller Nationalparke Deutschlands aufweise. Dies spreche dafür, die Jagd im Nationalpark vollständig einzustellen.

Wolf und Luchs seien in diesem Zusammenhang eine echte Bereicherung für den Prozessschutz, da sie den Huftierbestand so beeinflussen, dass Schäl- und Verbissaufkommen verringert werden.

Burghardts Fazit für den Nationalpark: Umdenken statt Umbringen, mit Ausrufezeichen. Dabei sei es wichtig, möglichst große ungestörte Flächen für die großen Beutegreifer vorzuhalten, was unter anderem auch für die Zusammenführung der beiden derzeitigen Teilflächen des NLP SW spreche. Der Referent, der sechs Jahre Afrika-Erfahrung im Konfliktfeld Mensch/Tier mitbringt, ging im Weiteren auf die bekannte Problematik der Wolfsübergriffe auf Weidetiere außerhalb des Großschutzgebiets ein und betonte, dass für Weidetierhalter der Verlust von Tieren ein traumatisches Ereignis sei.

In der jetzigen Situation nur weniger residenter (dauerhaft angesiedelter) Wölfe sei bei entsprechendem Herdenschutz kein ausreichender Grund für eine Bejagung von Wölfen gegeben. Die Tötung problematischer Tiere sei jedoch schon jetzt möglich. Bei einer wesentlichen Zunahme der Wolfspopulation geht der Referent davon aus, dass es zu einer Jagd auf den Wolf kommen müsse, um Schäden an Weidevieh möglichst zu begrenzen.

Damit wurde ein Umdenken auch in dieser Richtung bejaht. Der Luchs sei demgegenüber im Allgemeinen weder für Mensch noch für Weidetiere problematisch. 17 männliche Tiere (Kuder) wurden in den vergangenen Jahren in BW nachgewiesen. Da weibliche Tiere (Katzen) nur selten aus ihrer Geburtsregion wandern, werden derzeit unter Führung des Ministeriums für Ländlichen Raum bis zu zehn vorwiegend weibliche Tiere ausgewildert, um die Entwicklung einer residenten Population zu fördern. Der Vortrag zeigte nach Angaben des BUND, wie wichtig Besonnenheit und Bereitschaft zum Umdenken für den künftigen Umgang mit den großen Beutegreifern seien.

In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Aspekte auch aus Jäger- und Landwirtschaftssicht vertieft. Die dabei aufkommende Frage nach einem möglichen Wolfsübergriff auf Menschen wurde als extrem unwahrscheinlich eingestuft.