Der bundesweite „Tag des brandverletzten Kindes“ (7. Dezember) steht unter dem Motto „Brandheiß! Brandgefährlich! Brandverletzt!“. Jedes Jahr müssen angeblich allein in Deutschland mehr als 30.000 Kinder unter 15 Jahren mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden, rund 7000 verletzten sich so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssten. Seit 16 Jahren ist Sängerin Corinna Staar aus Urloffen für den Verein „Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder“ mit Sitz in Norderstedt aktiv. Der Grund für ihr Engagement ist die große Hilfe, die sie in dem Verein aufgrund des Unfalls ihres damals zweijährigen Sohnes 2008 erfuhr, der sich Verbrennungen zweiten bis dritten Grades zuzog.
„Ich habe meinem Sohn wie immer Fencheltee gekocht“, erinnert sich die Mutter, die den heißen Tee in einer Thermoskanne mit Sicherheitsverschluss aufbewahrte, um ihn mit Schoppen oder Babynahrung zu mischen. Für ihr damaliges Verständnis hätte ihr zweijähriger Sohn diesen Sicherheitsverschluss, mit sehr schwerem Druck- und Drehknopf, gar nicht aufbekommen dürfen. „Mein Sohn saß rund einen Meter neben mir, als ich mich kurz umdrehte, um etwas am Waschbecken zu machen – und in diesem Moment schrie er“, erinnert sie sich.
Mit Tee verbrüht
Er hatte es geschafft, die Thermoskanne zu öffnen und sich den heißen Tee über den Körper geschüttet. Staar war damals gerade selbst in der Ausbildung zur Rettungsassistentin. In Panik packte sie ihren Sohn in die Badewanne, um ihn abzukühlen, kühlte die Brandwunden und alarmierte den Rettungsdienst. Durch Notarzt und Rettungsdienst wurde der Zweijährige erstversorgt und in die Klinik gebracht, die ihn aber noch am selben Abend nach Hause entließ. „Dann sitzt man zuhause mit einem Kind, das durchweg vor Schmerzen schreit, und man weiß nicht, wie man ihm helfen kann“, erinnert sich Staar an ihre von Vorwürfen geplagte Situation.
In ihrer Verzweiflung recherchierte sie im Internet und stieß auf den Verein Paulinchen. „Ich telefonierte damals sehr lange mit Gründungsmitglied Adelheid Gottwald. Der 1993 gegründete Verein begleitete mich damals sehr intensiv durch diese schwere Zeit und gab uns wertvolle Tipps.“ Gerade nach der Hauttransplantation, die aufgrund der Schwere der Verbrühung erfolgte, stand die Familie vor so vielen Fragen und musste viel über Narbenbehandlung und Kompressionsbandagen lernen. „Das wuchs mir manchmal alles über den Kopf“, gibt Staar zu. Ohne die Mithilfe und die Betreuung von Paulinchen hätte sie vieles nicht geschafft und viele Anlaufstellen sicher nicht so schnell gefunden, sagt sie.
Die Familie bekam durch den Verein Adressen von spezialisierten Sänitätshäusern, die Kompressionsbandagen für brandverletzte Kinder anfertigen, Adressen von Spezialkliniken, aber auch Kontakt zu anderen Betroffenen, mit denen sie sich austauschen konnte. „Das war eine große Entlastung für uns“, ist sie heute noch dankbar. „Seiher bin ich für den Verein aktiv und mache Präventionsarbeit mit Infoveranstaltungen und Benefizkonzerten."
Weitere Infos gibt es unter www.paulinchen.de, wo man für den Verein auch spenden kann.
Hintergrund
Unachtsamkeit mit schlimmen Folgen
Bei Corinna Staars Präventionsvorträgen erfahren Eltern, dass sie immer ihre Tee- und Kaffeetassen in die Tischmitte stellen sollten, da kleine Kinder nach Gegenständen greifen. „Schon 52 Grad reichen für schwerwiegende Verbrühungen bei einem Kleinkind“, macht Staar deutlich. Weitere Vermeidungsmaßnahmen sind das Kochen auf hinteren Herdplatten und das gute Verstauen der Kabel eines Wasserkochers.
Eine andere Gefahr stellen nicht richtig gelöschte Lagerfeuer dar. Vor Jahren fiel die Tochter eines Bekannten beim Spielen in eine solch nicht korrekt gelöschte Feuerstelle und verbrannte sich die Hände. Ein weiteres großes Anliegen ist Staar, auf die Gefahren von Brennspiritus hinzuweisen. „Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie schnell es damit zu einem verheerenden Unfall kommen kann“, beschreibt sie den Grillunfall einer Familie. Weil sich die Grillkohle nicht richtig entzündete, benutzte der Vater Brennspiritus. Bereits der erste Strahl auf die vermeintlich nicht brennende Holzkohle führte zu einer großen Stichflamme, die auch Mutter und Kind in drei Metern Entfernung schwer verletzte.
Ihrem eigenen Sohn geht es heute dank einer Transplantation und Nachbehandlung im auf Brandverletzungen spezialisierten Olgahospital in Stuttgart wieder gut. „Er hat keine Einschränkungen mehr und er hat zum Glück alles gut überstanden“, ist Staar dankbar.⇒em