Duravit in Hornberg, Grohe in Lahr und Hansgrohe in Schiltach: Die Sanitärhersteller im Ortenaukreis kämpfen mit Auftragsrückgängen. Die Abmeldung von Leiharbeitern und Kurzarbeit sind bei einigen die Folge. „Aktuell arbeiten alle 700 Mitarbeitenden je nach Bereich an ein bis zwei Tagen die Woche kurz“, teilt Grohe-Sprecher Tim Pelargus auf Anfrage mit. Aufgrund des generellen konjunkturellen Abschwungs der Bauwirtschaft sei es zuletzt bei Grohe zu mehr Ab- als Anmeldungen von Zeitarbeitern gekommen.

Hansgrohe hat Montag im Rahmen einer Betriebsversammlung laut Unternehmenssprecher Jörg Hass verkündet, dass Kurzarbeit „aufgrund der gut gefüllten Gleitzeitkonten, die aus dem enormen Wachstum der letzten Jahre resultieren“, derzeit kein Thema sei.

„Die Stundenkonten werden aktuell geleert“, stellt Maja Reusch fest. Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg hat zuletzt viele Hiobsbotschaften aus den Unternehmen vernommen. „Wir sehen bei der Bauwirtschaft eine Rezession, die jetzt Kreise zieht.“

Ähnlich die Einschätzung von Iris Tauth, der Geschäftsführerin des Unternehmerverbands Südwestmetall. „Die Einschläge kommen näher, der Bereich Sanitär ist durch die Bank betroffen. Das liegt am Einbruch der Baubranche.“ Die Sanitärhersteller hätten noch volle Auftragsbücher gehabt, „die abgearbeitet werden konnten, als der Bau schon am Boden lag“. Deshalb treffe sie der Abschwung versetzt.

Der Neubau liege ohnehin am Boden, erschwerend komme für die Sanitärhersteller hinzu, dass in den Corona-Jahren viele Privatleute ihre Bäder renoviert hätten. Alle anderen würden derzeit eher in eine energetische Sanierung investieren oder mit Blick auf die unsichere Gesetzeslage in Sachen Heizungserneuerung sparen. Sie geht deshalb nicht davon aus, dass in der Sanitärbranche die Talsohle schon erreicht ist. „Wir stehen erst am Anfang.“

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Auch die Agentur für Arbeit in Offenburg stellt fest, dass „einige Betriebe insbesondere aus der Baubranche und Zulieferung aktuell vermehrt Kurzarbeit“ anzeigen. Da die Arbeitgeber bis zu drei Monate lang Zeit für die Abrechnung des Kurzarbeitergeldes haben, zeige sich jedoch erst zeitversetzt, wie viele Beschäftigte tatsächlich verkürzt gearbeitet haben, erklärt Sandra Henninger von der Agentur für Arbeit.

Die gedämpfte Stimmung der Unternehmen am Oberrhein kommt auch im aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) zum Ausdruck. „Jetzt sehen wir aktuell große Probleme beim Auftragseingang, vor allem in der Bauwirtschaft, aber auch in der Industrie“, betont Eberhard Liebherr, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag in Freiburg. Die Unternehmen in der Ortenau würden sich etwas weniger zufrieden mit der Lage und den Erwartungen zeigen als der Süden des Kammerbezirks.

Die Industrie habe mit einem weiterhin fallenden Auftragseingang zu kämpfen. In der Folge fällt der Index der Geschäftserwartungen von -2 auf -25 Punkte und damit so tief wie zuletzt in der globalen Finanzkrise. Nur noch 15 Prozent der Industrieunternehmen sehen der Umfrage zufolge positiv in die Zukunft, 40 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten.

Gedämpfte Stimmung

Ein weiterer Indikator, der die aktuell gedämpfte Stimmung anzeigt, ist der IHK-Konjunkturklimaindex. Die Angaben zur aktuellen Geschäftslage und zu den zukünftigen Geschäftserwartungen werden zum IHK-Konjunkturklimaindex kombiniert. Dieser Index kann Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei Werte über 100 Wirtschaftswachstum anzeigen und Werte unter 100 auf eine Rezession hindeuten. Er fällt auf 97 Punkte und signalisiert somit erstmals wieder eine negative konjunkturelle Entwicklung. Dies ist laut IHK insofern beachtenswert, da er in den vergangenen 15 Jahren zuvor lediglich dreimal die Marke von 100 Punkten unterschritten hat: im Zuge der globalen Finanzkrise 2008/2009, zu Beginn der Covid-19-Pandemie und im vergangenen Herbst als Folge der Sorgen um die Sicherheit der Energieversorgung.

Auch an der Logistikbranche, die in allen Produktions- und Lieferketten eine zen­trale Rolle spielt, sinken die Geschäftserwartungen mit Blick auf die kommenden Monate deutlich, wie Karlhubert Dischinger, Geschäftsführer des Logistikdienstleisters Karldischinger in Ehrenkirchen, bestätigen kann. „Die Auslastung im Stückgutbereich bei den LKW ist um mehr als 13 Prozent zurückgegangen“, beschreibt der Unternehmer.

Dischinger bereiten nicht nur die deutlich gestiegenen Kosten für Fahrzeuge, Wartung und Treibstoff Sorgen, sondern auch die Erhöhung der deutschen LKW-Maut. Sie steigt zum 1. Dezember von 19 Cent je Kilometer auf dann 34,8 Cent (LKW mit Euro-6-Norm im Fernverkehr). Bei Karldischinger seien davon rund 100 Fahrzeuge betroffen, für jeden LKW steigen die jährlichen Maut-Kosten durchschnittlich um 22.500 Euro. „Diese gestiegenen Mautsätze werden bei jedem Endprodukt erst mal nur ein paar Cent ausmachen. Aber es gibt Menschen, die beim Einkaufen eben auf jeden Cent achten müssen.“