Beim 54. Frühjahrskonzert in der voll besetzten Abtsberghalle hatten die Zell-Weierbacher Musiker sich vorgenommen, unter der musikalischen Leitung von Johannes Kurz das Publikum in den Weltraum zu entführen. Was lag da näher, als unserem Zentralgestirn den Vortritt zu lassen? Zum Auftakt erklang der „Sonnenaufgang“ aus „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss, mit viel Struktur und ausgeprägter Dynamik sekundengenau durchgetaktet vor einem „Basso Continuo“ aus tiefem Blech.

Zum „Transit Of Venus“ inspirierte ebendieses Himmels­phänomen 2004 Carlos Marquez. Spannung, Erwartung und schließlich die Schönheit des Augenblicks sind hörbar, wenn aus dem Dräuen der Hörner und den rollenden Drums eine einzelne Querflöte oder Trompete erstrahlen. Mit „Wow“ und spontanem Applaus belohnten die Zuschauer diesen ersten Höhepunkt.

„Krieg der Sterne"

„Komponisten späterer Filmmusiken haben sich an diesem Werk dreist bedient“, leitete Moderator Ralf Vollmer zu „Jupiter“ von Gustav Holst über. In der Tat lässt das experimentierfreudige Spiel mit Effekten und Klanggemälden jenseits wohlgeordneter Harmoniepfade im Kopf monumentale Bilder entstehen.

Es folgte die „Star Wars Saga“ von John Williams, auf die „wohl sehr viele gewartet haben“, wie der Vorsitzende in seiner Ansage vermutete. Den „Krieg der Sterne“ dirigierte Johannes Kurz übrigens anfangs ganz stilecht mit „Lichtschwert“. Wuchtige Passagen wie der furchteinflößende „Imperial March“ wechselten sich ab mit zarten Melodien, die idyllische Natur und charakterliche Größe zum Vorbild haben.

Nach der Pause begann das Orchester mit „The Stars And Stripes Forever“ von John Philip Sousa, einem schmissigen Marsch, der das Publikum zum Mitklatschen animierte. Mittendrin zwitscherte die Piccoloflöte frech dazwischen – die englische Sprache nennt einen solchen Einwurf „to pipe up“.

Die Komposition „Star Trek Through The Generations“ von Jerry Goldsmith, recht schnell gespielt, erinnerte in den lang gezogenen Klängen des heroischen Hauptthemas tatsächlich an „unendliche Weiten“. Den bedrohlichen Auftritt der feindlichen Klingonen leitete die Percussion ein, erst leise heranschleichend und dann unvermittelt angreifend.

Wie auf der Erde

Auch deutsche Komponisten haben sich des Weltalls angenommen, so Paul Lincke 1899 mit der humorvollen Operette „Frau Luna“, die aufzeigt, dass es auf dem Mond auch nicht anders zugeht als auf der guten alten Erde. „Sie kennen fast alle Melodien“, versprach Ralf Vollmer nicht zu viel.

Gemütliche Walzerklänge und melancholische Klarinetten führten hin zum Höhepunkt „Berliner Luft“. Die beiden Zugaben nach stürmischem Applaus stammten mit „Fly Me To The Moon“ von Frank Sinatra und dem „Sternenhimmel“ aus den Galaxien der Schlagerwelt.

Im Rahmen des Konzerts ehrte Ralf Vollmer Jungmusikerin Jule Allgeier und den seit sensationellen 60 Jahren aktiven Musiker Heinz Schütz.

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