Die Silbermann-Orgel in der evangelischen Kirche in Meißenheim thront auf der Empore über dem Altar. Immer im Blick der Besucher der Barockkirche – die derzeit allerdings nur das – glücklicherweise nur temporär – leere Gehäuse der zur Restaurierung abgebauten Silbermannorgel sehen. Schmerzlich vermisste nicht nur Kantorin Susanne Moßmann beim Adventskonzert am Sonntagabend das berühmte Instrument.

Eine Stunde lang

Das gut einstündige, sehr festliche und stimmungsvolle Konzert war allerdings dazu angetan, über das Fehlen der Orgel hinwegzutrösten. „Sie kommt ja wieder“, beschwichtigte Moßmann sich selbst und die Besucher, und Organist Frank Spengler begleitete Chor- und Gemeindegesang nun eben am Orgelpositiv. Den pastoralen Teil des Konzerts hatte Pfarrer im Ruhestand Eckard Weißenberger übernommen, der nach dem gefühlvoll vorgetragenen Magnificat von Antonio Vivaldi zugab, dass es ihm schwerfalle, nach der wunderbaren Vertonung dieses ältesten Adventsliedes überhaupt zu sprechen.

Für ihn ist das Magnificat aus dem Lukasevangelium, in dem Maria die Größe des Herrn preist, Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach Gerechtigkeit und Frieden schlechthin. Gleich dreifach war der berühmte Bibeltext zu hören im Konzert. Einmal als gesprochener Psalm, einmal als Kanon aus Taizé, und eben in der Vertonung durch Vivaldi. Sopranistin Marion Matter und – im Duett Esurientes – Mezzosopranistin Ada Huser übernahmen die Solopartien in dem Werk, das sich von leise und zart zu einem dramatischen Höhepunkt entwickelt.

Das kleine Kammerorchester, zusammengestellt für das Konzert, der durch Projektsänger verstärkte Kirchenchor und die Solistinnen wirken hier sehr gut abgestimmt zusammen. Das Orchester bekommt mit Arcangelo Corellis „Pastorale“ aus dem Concerto grosso die Gelegenheit, sich mit diesem eigens für Heiligabend komponierten Werk solistisch zu präsentieren. Ebenso bekannt und beliebt: Händels „Er weidet die Herd wie ein Hirte“ – auch das eine pastorale Szene – in der Marion Matter einmal mehr ihre warme und ausdrucksstarke Stimme erklingen lässt.

Den Abschluss des Konzerts bildete Mendelssohn-Bartholdys „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehn“ aus dem Oratorienfragment „Christus“, in dem der Komponist Philipp Nicolais Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ zitiert. Das Lied, das eigentlich zu Mariä Verkündigung (begangen im März) komponiert wurde, gehört für die meisten Menschen doch vielmehr zur Advents- und Weihnachtszeit, und das sehr zurecht. Pfarrer Weißenberger bat am Ende des Konzerts, dass es hell werden möge, „in der Ukraine, in Israel, in Palästina“ und um den Frieden in der Welt.

Trotz bedrückender Nachrichten zeige die Geburt Christi in ärmlichsten Verhältnissen, dass es Grund gebe, Glauben und Hoffnung nicht zu verlieren. Die im Eingangslied gestellte Frage „Wie soll ich dich empfangen?“ hatten die Besucher des Adventskonzerts schon mit ihrer Anwesenheit beantwortet: mit Musik und Gebeten.